So lebt es sich mit fast allen Nahrungsmittel-Intoleranzen, die es gibt

Beschreibung

Bei Stefanie geht’s in der Küche bunt und kreativ zu. Ihr Blogname „KochTrotz“ ist dabei Programm. Trotz Nahrungsmittelunverträglichkeiten hat sie nicht die Freude am Kochen verloren und beweist, wie sich selbst mit einer begrenzten Zutatenliste außergewöhnliche Leckereien zaubern lassen. Im Interview plaudert sie über ihre Herausforderungen beim Kochen und ihre Liebe zur Küche Jamaikas.

Wie bist du zum Bloggen gekommen?

Das ist jetzt ziemlich genau 5 Jahre her. Damals hatte ich einen drastischen gesundheitlichen Einbruch. Nach einem starken Allergieschock durfte ich über einen längeren Zeitraum nur 12 Lebensmittel essen. In dieser Zeit merkte ich durch Recherchen im Web, dass ich nicht alleine in einer solchen Situation stecke und dass viele weitere Betroffene nach Rezepten und Austauschmöglichkeiten suchen.

Ich habe schon immer gerne gekocht. Das war auch meine Rettung mit meiner recht überschaubaren Lebensmittelliste. So startete ich absolut spontan meinen Blog KochTrotz.de.

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Apfelkuchen aus 4 Zutaten © Stefanie Grauer-Stojanovic | KochTrotz

Was zeichnet deinen Blog aus?

Mein Foodblog richtet sich seit Beginn an vor allem an Menschen mit Nahrungsmittelallergien, Intoleranzen, generell an Menschen mit Einschränkungen beim Essen, aber auch an alle, die Spaß an kreativer Küche haben. Mein Credo „genießen trotz Einschränkungen“ ist bis heute geblieben. Ich schreibe meine Rezepte so, dass ich Alternativen biete.

Über die ganzen Jahre habe ich meine Leser auch an meinen eigenen Erfahrungen teilhaben lassen. Seit langer Zeit ist mein Blog für viele Betroffene die erste Anlaufstelle in Sachen Rezepte und Tipps im Umgang mit der individuellen Situation. Ich berichte auch immer von meinen Reisen und Erfahrungen, die man so als Allergiker macht.

Welche Foodblogs verfolgst du besonders gerne?

Oh da gibt es einige. Ich nenne mal meine Top 10 1/2:

und Yummly; ist zwar kein reiner Blog, doch eine super Fundgrube für Rezepte und Blogs.

Wo findest du Inspiration für neue Beiträge?

ÜBERALL – tatsächlich überall. Erst die Tage habe ich per Zufall sogar im guten alten Teletext ein Rezept für Zucchini-Chips entdeckt. Meine Leser*innen geben mir aber die größte Inspiration. Sie schreiben mir sehr oft, was sie sich wünschen und was ihnen fehlt. Dann nehme ich die Herausforderung an. Da ich sehr gerne reise, auch gerne neue Kulturen kennenlerne, bringe ich auch oft Gerichte von meinen Reisen mit. Die erprobe ich dann zu Hause und wandle sie in „verträglich“ um.

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Glutenfreies Low-Carb-Brot © Stefanie Grauer-Stojanovic | KochTrotz

Gehst du durch das Bloggen anders mit deinen Nahrunsgmittelunverträglichkeiten um?

Auf jeden Fall. Das Bloggen hat mich auch von Beginn an mutig gemacht und die Rebellin in mir geweckt. Mein Ziel war ab dem ersten Tag, nach der ersten Diagnose, das bestmögliche Leben in meiner Situation zu führen und Schritt für Schritt alles wieder loszuwerden. Das Bloggen und das Feedback meiner Leser*innen hat mich ermutigt, öffentlich über meine Situation zu schreiben und auch Dinge auszuprobieren.

In den letzten 5 Jahren hatte ich teils Phasen mit 6 Nahrungsmittelunverträglichkeiten und –intoleranzen und ca. 50 Nahrungsmittelallergien, hinzu kamen noch weitere Allergien und Krankheiten. Keine Sorge, heute geht es mir wieder recht gut und ich habe die meisten Hürden bewältigt.

Ohne das Bloggen wäre mein Wissensschatz heute nicht so umfangreich, ich hätte mich vermutlich nicht so tiefgreifend weitergebildet und sogar noch eine Ausbildung als ganzheitliche Ernährungsberaterin und als Coach drangehängt. Und, ich lerne jeden Tag weiter dazu. Ich liebe das!

Welche Zutaten dürfen in deinem Vorratsschrank nie fehlen?

Lass mich kurz überlegen, der ist immer so voll.

  • Mandelmilch – die liebe ich und damit kann man alles machen, backen, kochen: Shakes, Eis –einfach alles.
  • Kokosmus – das ist so vielfältig. Ich liebe es für Curries, Desserts, als Sahneersatz und auch, um mal schnell ein Getränk oder einen Shake damit zu zaubern.
  • Garam Masala und Jerk Seasoning – meine absoluten Lieblingsgewürze. Mit Garam Masala würze ich sogar mein Brot.
  • Kaffee – jaaaaa, ich bin ein ziemlicher Kaffeejunkie, aber immer nur ganz schwarz.
  • Mango und Paprika – die beiden liebe ich auch sehr. Und, zusammen mit den oben genannten Zutaten kannst du viele Tage tolle Gerichte zaubern.

Wenn jetzt mein Mann dieses Interview liest, wird er mich definitiv fragen, warum wir eigentlich einen halben Supermarkt im Vorratsschrank beherbergen.

Welches Küchenutensil ist absolut unentbehrlich für dich?

Wie, nur eins darf ich nennen? Es müssen mindestens 2 sein – lach. Mein Hochleistungsmixer und mein Sparschäler. Ich denke, damit käme ich im Notfall ziemlich weit.

Dein chaotischstes oder ungewöhnlichstes Küchenerlebnis?

Da ständig etwas passiert, vielleicht eines der jüngsten Erlebnisse. Neulich in Berlin beim Rezepte testen für mein neues Buch: Ich will nur noch schnell die Tomatensauce für die Pizza würzen. Leider stolpere ich samt offener Tomatenkonserve in der Hand. Bis dahin wusste ich nicht, was so eine kleine unscheinbare 450 ml Konserve alles anrichten kann. Der Boden, das Fenster, die Küche, meine Kochpartnerin, ich und einfach alles waren mit Tomatensauce besprenkelt. Wir haben zu zweit 30 Minuten gebraucht, um mein „Massaker“ zu beseitigen.

Auch immer wieder Ungewöhnliches erlebe ich, wenn ich wieder Rezepte mit sojafreiem Joghurt und Quark auf Pflanzenbasis ausprobiere und experimentiere. Der Joghurt ist mir auch schon förmlich explodiert und implodiert. Meine Leser*innen nennen ihn inzwischen liebevoll „Reaktorjoghurt“.

Bei welchem Gericht aus Kindertagen bekommst du heute noch Gänsehaut?

Ich bin ein positiver Mensch, also verstehe ich diese Frage als Frage nach meinem Lieblingsgericht. Es sind die Dampfnudeln meiner Oma. Nur sie hat sie so hinbekommen, mit einer Schicht Karamell am Boden der Pfanne. Wir alle in der Familie haben es versucht, sie auch so hinzubekommen. Ich habe sogar die Pfanne geerbt, in der meine Oma die Dampfnudeln immer gemacht hat. Klappt nicht! So behalte ich meine Oma und ihre Dampfnudeln ganz fest in bester Erinnerung.

Mit wem würdest du gerne einmal in der Küche stehen und warum?

Klare Sache! Mit Levi Roots. Levi ist ein jamaikanischer Koch. Ich liebe das Land, die Menschen und die Küche. Die jamaikanische Küche ist extrem vielseitig und natürlich. Durch die unterschiedlichen Vegetationszonen auf der Insel ist das Angebot an Gemüse, Obst, Kräuter und auch Getreide sehr vielfältig. Viele Jamaikaner kennen sich exzellent mit Lebensmitteln aus, wissen um die perfekten Kombinationen, deren Heilkraft und zaubern ohne viel Trallalala wahre Geschmacksbomben auf den Teller. Levi Roots hat die jamaikanische Küche etwas modernisiert, ohne die Tradition zu vergessen. Das interessiert mich.

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Kartoffelgulasch – einfach und allergiearm © Stefanie Grauer-Stojanovic | KochTrotz

Du hast vor Kurzem ein Kochbuch herausgebracht. Was für Rezepte erwarten uns da und unterscheiden sie sich von denen auf deinem Blog?

In meinem ersten Kochbuch habe ich neue Rezepte aufgenommen, allesamt Alltagsrezepte. Rezepte, die einen durch den ganzen Tag begleiten, Vorratsrezepte, Frühstück, to go, herzhaft oder süß Backen, Mittag- und Abendessen, Desserts, es ist alles dabei. Mein Kochbuch richtet sich an alle, die Spaß an kreativer Küche haben, aber vor allem an die unter uns, die in der Ernährung Einschränkungen durch Allergien und Intoleranzen haben.

Das hauptsächliche Unterscheidungsmerkmal ist der von mir entwickelte Rezeptbaukasten. Jedes Rezept verfügt über mehrere Zutatenalternativen. So können alle, die verträglichen Zutaten individuell wählen und das Rezept nach Verträglichkeit und Lust und Laune zusammenstellen. Meine Rezepte bieten also die höchstmögliche Flexibilität, sind soja- und glutenfrei, alle Rezepte können vegan, vegetarisch, mit Fisch oder Fleisch gekocht werden. Ich gebe immer Optionen. Das unterscheidet die Rezepte in meinem Kochbuch von den inzwischen 700 Rezepten in meinem Blog. Mein Kochbuch ist das erste weltweit mit Baukastensystem und für Mehrfach-Intoleranzen.

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